Dienstag, 3. Januar 2012 (Sonne, ca. 7 Grad, warmer, schneeloser Wintertag), Starnberger See, 11 bis 16.30 Uhr
Nachdem ich im Dezember schon zweimal am Starnberger See war und heute das Wetter so wunderbar ist, will ich nochmal den Prachttaucher suchen. In St. Heinrich mache ich den ersten Halt. Hier gibt es eine kleine Bucht, rechts und links davon ist das Ufer mit Schilf bewachsen. Die Sonne habe ich im Rücken, so kann ich besser auf den See schauen.
Ich entdecke ein Schellenten-Männchen (Bild) – das mit dem weißen Zügelfleck –, das ruhig auf dem See schwimmt. Dann sehe ich immer mehr, in kleinen Gruppen sind sie unterwegs, insgesamt etwa 40. Sie leben normalerweise im Norden Europas, brüten dort an Seen und Flüssen, am liebsten in Baumhöhlen. Weiterhin sehe ich sehr viele Blässhühner in dichtgedrängten Trupps von 500 bis 1000 Individuen, darüber hinaus Höckerschwäne, Stockenten und in der Nähe des Schilfes einen Silberreiher. Auf Holzstegen kurz vor Seeshaupt sitzen Kormorane und Graureiher ganz entspannt in der Sonne. Eine Kanufahrerin fährt schon seit einiger Zeit am Ufer entlang und als sie in die Nähe des Holzstegs kommt, fliegen die Vögel auf. Einem Graureiher (Bild) folge ich auf seiner Flucht. Wo will er denn hin? Er kurvt über den See, fliegt dann landeinwärts und sucht sich auf der Spitze einer Fichte einen ruhigen Platz. Hier hat er seine Ruhe!
Ich fahre zum Restaurant »Zum kleinen Seehaus«. Hier führt ein langer Holzsteg in den See. Einige erfahrene Vogelbeobachter sind schon dort. Und mit deren Hilfe kann ich auch einige Wasservögel entdecken, die ich sonst bestimmt nicht gesehen hätte: Rothalstaucher, Samtenten (8) und die »Stars« des Starnberger Sees: Prachttaucher (Foto) und Eistaucher (Foto). Ich zähle sechs Prachttaucher. Seit Ende November überwintern etwa 20 Prachttaucher und ein Eistaucher am See. Sie gehören zur Familie der Seetaucher, brüten in Tümpeln und Seen in Nordeuropa und überwintern normalerweise an Küsten, sehr selten an größeren Seen des Binnenlandes. Von Weitem ähneln sie den Kormoranen, weil sie wie diese sehr tief im Wasser schwimmen. Sie unterscheiden sich aber durch einen spitzeren Schnabel und einen dickeren Hals. Die Prachttaucher sind zwar weit draußen auf dem See, aber doch recht leicht zu finden. Sie tauchen oft minutenlang und legen dabei große Entfernungen zurück. Der Eistaucher ist äußerst schwierig zu bestimmen, da er dem Prachttaucher ziemlich ähnelt. Im Prachtkleid wäre dies sehr einfach, aber beide sind bei uns nur im Schlichtkleid zu sehen und darin schwer zu unterscheiden. Ich freue mich, die beiden Vogelarten zu sehen, ersparen sie mir doch eine weite Reise in den Norden. ;-)
Beim Zurückgehen sehe ich am Ufer noch Kohlmeisen, Blaumeisen, Grünfinken und ein paar Bergfinken. Ich unternehme noch einen kurzen Abstecher nach Seeshaupt, ich will näher an die Samtenten herankommen. Aber leider bietet der Panoramaweg, der ein paar Meter oberhalb des Sees entlangführt, keinen richtig freien Blick auf den See. Aber im Hafen und in der Nähe der Kirche gibt es noch einiges zu sehen: Gartenbaumläufer, Buchfink, Schwanzmeise (Bild), Teichhuhn, Rabenkrähe, Lachmöwe, Haubentaucher, Gänsesäger.