Sonntag, 29. April 2018, Naturschutzgebiet Grainberg-Kalbenstein, 9 bis 13 Uhr (anfangs neblig, später sonnig, ca. 15 bis 20 Grad, warmer Frühlingstag), Naturschutzgebiet Vogelfreistätte Weihergebiet bei Mohrhof, Biengarten, 14.30 bis 16 Uhr (sonnig, ca. 25 Grad)
Hin und wieder darf es mal eine besondere Tour sein. Mein Münchner Kollege Markus B. will unbedingt Zippammern gucken gehen. Diese leben überwiegend in Südeuropa, in den Ländern rund um das Mittelmeer und auch in Nordafrika. Die Zippammer brütet an steilen und felsigen Berghängen mit offenen Strukturen, Gräsern, Kräutern und Gebüschen, gerne auch in Weinbergen. Wir müssen heute aber nicht nach Italien fahren …. denn auch in Mitteleuropa gibt es einige Plätze, wo die Zippammer anzutreffen ist (mehr Infos dazu bei > Wikipedia). Einer davon liegt in Bayern, ca. 30 Kilometer nördlich von Würzburg, im Naturschutzgebiet Grainberg-Kalbenstein.
Nach zwei Stunden Autofahrt sind wir um 8 Uhr am Parkplatz Falteshütte, wo uns eine Nachtigall mit ihrem schönen Gesang begrüßt. Wir finden schnell den schmalen Pfad (Bild, hier der Blick zurück), der den Hang hinaufführt. Die Sicht ist durch leichten Nebel noch etwas eingeschränkt, aber im Laufe der nächsten Stunde wird es immer sonniger. Das Naturschutzgebiet Grainberg-Kalbenstein ist eines der bedeutendsten Trockengebiete Bayerns und nach der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH) geschützt. Der abwechslungsreiche Weg (Bilder), der durch Weinberge und entlang von felsigen Abhängen führt, bietet tolle Ausblicke ins Tal und auf den Main. Eine Heckenbraunelle (Bild) zeigt sich aus nächster Nähe und eine Dorngrasmücke (Bild) ist schon eifrig am Singen. Es dauert nicht lange und wir hören den hohen und klaren Gesang der Zippammer (Tonbeispiel > xeno.canto.org). Auch die gedehnten »tsiii«-Rufe sind im Laufe des Tages immer wieder zu hören. Schnell finden wir die Zippammer (Bilder), die man anhand ihrer kontrastreichen gestreiften Kopfzeichnung einfach bestimmen kann. Während wir nach Norden Richtung Grainberg gehen – der Weg wird mittlerweile breiter – finden wir noch weitere Zippammern. Am Grainberg angekommen, schlagen wir den Weg nach Süden ein, der auf dem Hochplateau durch Wiesen und lichtem Laubwald (Bild) führt. Wie aus dem Nichts taucht ein Schwarzmilan (Bild) auf und schwebt auf gleicher Höhe neben uns. Von einem Ansitz aus, fliegt der Baumpieper (Bild) seine Singflüge. Mittlerweile begegnen uns Wanderer und Kletterer. An einigen Stellen der Tour sind Informationstafeln angebracht, die auf die Besonderheiten dieses Ökosystems (Muschelkalk, Buntsandstein, über 20 Orchideenarten) hinweisen. Wir wandern bis zum Gipfelkreuz und steigen dann wieder ab. Gutes Schuhwerk erleichtert Auf- und Abstieg.
Gegen 13 Uhr machen wir uns auf den Weg nach München, legen aber noch einen Stopp vor Erlangen ein. Westlich der A3, bei Biengarten, liegt das Naturschutzgebiet Vogelfreistätte Weihergebiet bei Mohrhof (Bilder), das aus ungefähr siebzig Teichen und Weihern besteht, die teils von dichten Schilfgürteln umgeben sind. In dem Gebiet brüten Drosselrohrsänger, Kolbenente, Purpurreiher, Rohrschwirl, Schilfrohrsänger, Schnatterente, Schwarzhalstaucher, Wasserralle, Weißstorch, Zwergdommel (Quelle: Blog von Thomas Büttel). Zur Zugzeit werden die Teiche abgelassen und bieten Rast für Limikolen. Wir wandern an den Seen entlang, hören drei Drosselrohrsänger (einer davon auf dem Bild). Auf einem Teich finden wir balzende Schwarzhalstaucher, jede Menge Lachmöwen, die schon ihre Nester bauen und über uns kreisen Weißstörche (einer davon im Bild).
Informationen und Gebietsbeschreibungen zur Vogelwelt in Franken finden sich auf dem toll gemachten Blog (> www.birdingfranconia.de) von Thomas Büttel. Er bietet auch eine Broschüre »Vogelbeobachtung in Franken« mit zehn ausgewählten Gebieten an, die man entweder downloaden oder gegen eine Schutzgebühr bestellen kann. Darin sind auch die beiden von uns besuchten Gebiete (Zippammern in Franken und Mohrhof-Weihergebiet) genau beschrieben.
Infos zum Naturschutzgebiet Grainberg-Kalbenstein > Wikipedia.
Infos zum Mohrhof-Weihergebiet > Landratsamt Erlangen
Vogeltagesliste NSG Grainberg-Kalbenstein inkl. Main: Zippammer (7), Baumpieper (2), Nachtigall (2), Zilpzalp, Fitis, Mönchsgrasmücke, Blaumeise, Kohlmeise, Dorngrasmücke, Feldlerche, Goldammer, Heckenbraunelle, Rotkehlchen, Turteltaube, Amsel, Star, Eichelhäher, Rauchschwalbe, Bluthänfling, Buchfink, Mäusebussard, Schwarzmilan, Turmfalke, Wanderfalke (nicht sicher), Zaunkönig, Kuckuck, Klappergrasmücke, Nilgans (4), Graugans, Kanadagans, Komoran, Höckerschwan
Vogeltagesliste Mohrhof-Weihergebiet: Reiherente, Tafelente, Kolbenente, Schnatterente, Graureiher (ca. 10), Silberreiher, Stockente, Knäkente (2), Löffelente (2), Blässhuhn, Lachmöwe, Schwarzhalstaucher (mind. 12), Haubentaucher, Zwergtaucher, Kiebitz (2), Graugans, Weißstorch (3), Rohrweihe (2), Schwarzmilan, Rotmilan, Zilpzalp, Mönchsgrasmücke, Drosselrohrsänger (3), Rohrschwirl, Rohrammer, Wiesenschafstelze, Rabenkrähe, Haussperling, Wasserralle, Krickente, Girlitz