Samstag, 21. April 2018 (sonnig, 19 bis 26 Grad, sommerlicher Frühlingstag), Kochel, Kochelsee, Loisach-Kochelsee-Moor, Benediktbeuern, 9 bis 15.15 Uhr
Seit den ersten Apriltagen sind die Temperaturen ständig gestiegen, manchmal bis zu sommerlichen 28 Grad Celsius. Normalerweise hat man im Frühjahr fünf bis sechs Wochen Zeit um in spärlich belaubten Bäumen Vögelchen zu suchen. Aber heuer ist der Frühling in kurzer Zeit mit einer Wucht hereingebrochen, dass man nur staunen kann. So sind die meisten Bäume schon vollständig belaubt, wie auch dieser schöne Obstbaum (Bild) in Kochel am See. Meine Loisach-Tour steht an – ein Frühling ohne ein Blaukehlchen geht gar nicht ;-))
Da es auch heute wieder sehr heiß werden soll und die Strecke bis nach Benediktbeuern nicht viel Schatten bietet, halte ich mich am Kochelsee nicht lange auf. Als ich auf dem Loisach-Weg angekommen bin, spitze ich die Ohren um singende Blaukehlchen zu hören. Aber das ist gar nicht so einfach, da – gefühlt – in jedem zweiten Baum ein Fitis (Bild) singt. So viele wie heute habe ich schon lange nicht mehr gehört. Den ganzen Tag begleitet mich ihr weicher, etwas abfallender Gesang (Tonbeispiel > Avisoft Bioacoustics).
Beim Absuchen der Bäume hüpft mir plötzlich ein Blaumeise (Bild) direkt vor das Spektiv. Ich bin schon einige Zeit unterwegs bis ich dann doch auf der Spitze einer Fichte mein erstes und später noch ein zweites Blaukehlchen (Bilder) finde. Zurück aus ihren südlichen Überwinterungsgebieten sind sie nun in ihrem Brutgebiet angekommen. Die größten Chancen das Blaukehlchen singen zu hören ist in den frühen Morgenstunden. Manchmal startet es schon bei Dunkelheit. Auch zur Dämmerungszeit wird es aktiv und singt bis nach Einbruch der Dunkelheit. Auch mehrere Schwarzkehlchen (eines davon auf dem Bild) sind aus ihren Winterquartieren zurückgekehrt und auf der Baumspitze leicht zu finden. Eine Sitzwarte bevorzugt auch ein Braunkehlchen (Bilder, Video > Youtube). Ich freue mich riesig, dass die Langstreckenzieher, die deshalb meistens später bei uns eintreffen, schon da sind. Sieben Braunkehlchen finde ich auf der ganzen Tour. Und eines lässt sich bei der Futtersuche aus nächster Nähe wunderbar beobachten.
Über diesem weiten Naturschutzgebiet patroullieren Schwarzmilane, Rohrweihen, Mäusebussarde und Rotmilane (Bilder). Kurz vor dem Kloster Benediktbeuern kann ich drei Gabelweihen – wie sie auch genannt werden – gleichzeitig beobachten, wie sie sich langsam in die Höhe schrauben. Milane haben lange Flügel und einen langen gegabelten Schwanz, den sie drehen können. Das kann man im Flug gut sehen. Sie ernähren sich von kleinen Tieren, auch Aas und Abfällen. Der Rotmilan ist »farbiger« als der Schwarzmilan. Er hat ein rotbraun-schwarz gemustertes Gefieder und sein tief gegabelter Schwanz ist oben rostfarben. Typisch sind auf der Unterseite auch die hellen »Fenster« am inneren Handflügel. Männchen und Weibchen sehen gleich aus. Über 50 Prozent des Gesamtbestandes des Rotmilans brütet in Deutschland. Deshalb hat Deutschland eine besondere Verantwortung für diesen Greifvogel.
Vogeltagesliste: Höckerschwan, Graugans, Kanadagans (2), Stockente, Reiherente, Gänsesäger, Haubentaucher, Weißstorch, Rotmilan (4), Schwarzmilan, Rohrweihe, Mäusebussard, Blässhuhn, Lachmöwe, Ringeltaube, Kuckuck, Grauspecht, Rauchschwalbe, Mehlschwalbe, Bachstelze, Blaukehlchen (2), Hausrotschwanz, Braunkehlchen (7), Schwarzkehlchen (7), Amsel, Mönchsgrasmücke, Fitis, Zilpzalp, Kohlmeise, Blaumeise, Kleiber, Elster, Eichelhäher, Rabenkrähe, Kolkrabe (1), Star, Haussperling, Buchfink